Plattdeutsch

ist aus auch heute noch aus Norddeutschland kaum wegzudenken. Zu der Zeit, in der mein Romanreihe angesiedelt ist, wird kaum jemand Hochdeutsch gesprochen haben. In einigen Kapiteln meiner Bücher habe ich daher die plattdeutsche Sprache verwendet.  Dadurch möchte ich ein Gefühl dafür vermitteln, wie die Sprache im Alltag der Menschen gesprochen wurde. 

Ich selbst liebe es, Plattdeutsch zu hören. Einige meiner Freund*innen sprechen es noch von zu Hause aus, ihre Eltern haben sich mit ihnen noch so unterhalten. Zwar sprach mein Vater im Laden mit der älteren und bäuerlichen Kundschaft Platt, aber meine Eltern haben es vorgezogen, mit uns Kindern nur Hochdeutsch zu sprechen. Nur einige Redewendungen wurden uns mit auf den Weg gegeben. Verstehen kann ich es gut, einiges kann ich auch sprechen, aber so recht traue ich mich nicht, es im Alltag anzuwenden. Mit Vergnügen lese ich jedoch Plattdeutsch Geschichten oder Sprichwörter. Viele sind geprägt durch das religiöse, bäuerliche oder handwerkliche Umfeld. Oft wird in derber Sprache auf den Punkt gebracht, was mancher „Hochdeutsche“ sich nicht zu sagen traut. 

Für alle, die gerne mehr Plattdeutsches lesen möchten habe ich hier einige Redewendungen und typische Ausdrücke zusammengestellt. Für alle, die diese Texte beim Lesen nicht verstehen können, gibt es gleich eine Übersetzung ins Hochdeutsche dazu. Viel Freude beim Stöbern!

Plattdeutsche Sprichwörter


Achternao is jederein kläuker.
Hinterher ist jeder klüger.            

Äöwermaut dait selten gaut.
Übermut tut selten gut.
 

Gägen ‚n Messhoopen kanns nich anstinken.
Gegen einen Misthaufen kann man nicht anstinken.

Den kanns bi’t Gaohn die Schauhe besaohlen.
Dem kann man beim Gehen die Schuhe besohlen (er arbeitet langsam).

Hei hätt sich einen schmettert.
Er hat sich betrunken. 

Dau, watt du wullt, die Lüe schnackt doch.
Mach was du willst, die Leute 


Up ein Bein kanns nich staohn!
Auf einem Bein kann man nicht stehen! (Aufforderung, ein zweites Glas zu trinken) 
 

Nu schlait dat aower dattaihn. 
Nun schlägts dreizehn. 

Up jeden Pott passt ‘n Deckel. 
Auf jeden Topf passt ein Deckel. (es findet sich zu jedem ein passender Partner.) 

Dor mott ein olt Menschke lange för stricken.
Dafür muss ein alter Mensch lange stricken. (Etwas ist sehr teuer.) 

Kein Buur dorbi, bloß langhooriget Tüg. 
Kein Bauer dabei sondern nur Mädchen. (d.h., ein Familienvater/Bauer hat als Nachwuchs keine Söhne/Erben). 

Nu laot dat man sinnig angaohn. 
Nun lass es mal langsam angehen. 

Hei läwt vanne Hand in’n Mund.
Er lebt von der Hand in den Mund (er ist arm). 

Leipe Lüüt gaiht’t alltied gaut. Schlechten Menschen geht es immer gut. 

Jederein mott seihn, dat hei dör’t Lock kummp.
Jeder muss sehen, dass er zurecht kommt. 

Lüttke Blaogen stellt duusend Fraogen. 
Kleine Kinder stellen tausend Fragen. 
 

Loopen Mauders häbbt sitten Döchter. Fleißige Mütter haben faule Töchter. 

Die Katten lätt dat Muusen nich.
Die Katze lässt das Mausen nicht. 

‘N gauen Naober ist bäter as ‘n wieten Frönd.
Ein guter Nachbar ist besser als ein Freund, der weit weg ist.

Hei kann nich bit fiewe tellen.

Er kann nicht bis fünf zählen (er macht einen dümmlichen Eindruck).

Die Hann ‘in Schoot, dat giff kien Brot.
Die Hände in den Schoß legen, das gibt kein Brot. 


De Kläukere giff nao.
Der Klügere gibt nach. 

Schwien bliff ‚n Schwien, un wenn ‘ t uck in Samt und Siede gaiht.
Ein Schwein bleibt ein Schwein, auch wenn es in Samt und Seide geht. 

Wat geiht de Tied dorhen.
Wie doch die Zeit vergeht! 

Hei supp at ‘n Tuunägel.
Er säuft wie ein Igel (er trinkt sehr viel.) 

Wat man sick inbrockt häff, mott man uck utläöpeln.
Was man sich eingebrockt hat, muss man auch auslöffeln. 
 

Dem ein‘ sien‘ Uul is den ännern sien‘ Nachtigall.
Was dem einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall. 

Wispern in’t Ohr is nicks van wohr.
 Flüstern ins Ohr – nichts davon ist wahr. 

Dei dümmsten Buurn häwt dei dicksten Tüwweken. 
Die dümmsten Bauern haben die dicksten Kartoffeln. 

Laot di nich aals ute Näsen trecken! 
Lass dir nicht alles aus der Nase ziehen! 

Hei staiht unner ’n Pantuffel.
Er steht unter dem Pantoffel (hat nichts zu sagen). 

Hei hätt ‘n Reibach maokt. 
Er hat einen großen Gewinn gemacht. 

Hei is all weer uppen Ritt.
Er ist schon wieder unterwegs (zum Vergnügen). 

Hei segh ut at Kalk anne Wand.
Er sieht aus wie Kalk an der Wand (sehr blass). 

‘N Johr kanns dat bi ‘n Düwel uthollen. 
Ein Jahr kann man es beim Teufel aushalten (Trost für einen Lehrling bei einem schlechten Meister). 

Dat is so sicher as dat Amen inne Karken.
Es ist so sicher wie das Amen in der Kirche. 

Dei Kauh weit nich, datt sei ‘n Kalw wän iss. 
Die Kuh weiß nicht, dass sie auch einmal ein Kalb war. (Ein Erwachsener weiß nicht mehr, dass er auch jung gewesen ist). 

Dat Doenhemd hätt keine Taschken. 
Das letzte Hemd hat keine Taschen. (Niemand kann etwas mit in den Tod nehmen). 

Ünner ‘n Draoht dörgräsen.
Einen Seitensprung in der Nachbarschaft machen. 

Die Düwel schitt aaltied uppen groten Hoop.
Der Teufel scheißt immer auf einen großen Haufen.